30.08.2023

Mit „Ehrung der 60000. Besucherin“ an den 60. Geburtstag des Brühler Freibades erinnert

Bäderleiter Patrick Berndt, Ex- bzw. „Ehren-Bäderleiter“ Herbert Montag, Sachgebietsleiter Bäder Dirk Faulhaber, 60.000 Besucherin Ibadete Sefedini mit ihren Töchtern Hanna und Emma, Bürgermeister Dr. Ralf Göck und Ex-Bäderleiter Bruno Montag
Bild vergrößern
Bäderleiter Patrick Berndt, Ex- bzw. „Ehren-Bäderleiter“ Herbert Montag, Sachgebietsleiter Bäder Dirk Faulhaber, 60.000 Besucherin Ibadete Sefedini mit ihren Töchtern Hanna und Emma, Bürgermeister Dr. Ralf Göck und Ex-Bäderleiter Bruno Montag

Kein „klassisches Jubiläum“ aber den 60. Geburtstag darf Brühls größte öffentliche Einrichtung dieses Jahr für sich reklamieren; und mögen Besucherzahlen jenseits der 100.000er-Marke inzwischen auch zu den Ausnahmen zählen, kann sich das Brühler Freibad nach wie vor größter Beliebtheit bei Gästen aus der Region Rhein-Neckar erfreuen.

Ein echtes Jubiläumsjahr mit kleinem Festakt und großer Freibadparty wurde vor 10 Jahren für das 50-jährige Bestehen der parkähnlichen Anlage organisiert. Für den 60. Geburtstag haben sich die Verantwortlichen diesmal frühzeitig Zurückhaltung verordnet. Gründe hierfür waren die noch anhaltende Energiekrise, etwaige Corona- und Wetterunwägbarkeiten sowie die an sich schon sehr teure Unterhaltung einer Anlage dieser Größenordnung.

Jedoch hat man sich nun entschlossen in Anlehnung an den runden Geburtstag des Freibades ausnahmsweise den 60000. Besucher „stellvertretend für alle Gäste zu belohnen“ und an die vielen schönen Stunden zu erinnern, die die Brühler und sehr viele auswärtige Gäste hier erleben.

Nicht verwunderlich also, dass es mit Frau Ibadete Sefedini eine „Oftersheimerin“ war, die vom Empfangskomitee bestehend aus Bürgermeister Dr. Ralf Göck, Bäderleiter Patrick Berndt und dem im Rathaus für die Bäder zuständigen Mitarbeiter Dirk Faulhaber überrascht wurde. Unter anderem einen Gutschein für eine Saisonkarte für die nächste Freibadsaison, einen schönen Blumenstrauß sowie ein Badetuch mit Freibadmotiv gab es für die Geehrte. „Umrahmt“ wurde sie hierbei von ihren Töchtern Emma (9) und Hanna (8). Gerne nehme man den Weg nach Brühl auf sich, um hier die Vorzüge des Brühler Freibades genießen zu können. Im Besonderen die Rutsche, aber auch den Schwimmerbereich, finden zum Beispiel die beiden Mädchen „sehr toll“.

„Gewinnen“ konnte man für diesen Ehrungstag und die kleine Geburtstagszeremonie auch die beiden langjährigen Alt-Bäderleiter Herbert und Bruno Montag, die mit einigen Anekdoten aus früheren Jahren aufwarteten und sich anschließend gerne dem gemeinsamen Bild stellten.

 

Vom Mammut-Bäderbau übers „Kiesbaggerloch“ bis hin zum Freibad Am Schrankenbuckel: Die Geschichte des 60 Jahre alten Brühler Freibades

Brühls größte und auch teuerste öffentliche Einrichtung, das Freibad Am Schrankenbuckel, wurde am 29. Juni 1963 eröffnet, in diesem Jahr also 60 Jahre alt. Jährlich besuchten das Freibad etwa 100.000 Gäste aus Brühl und der Region Rhein-Neckar, je nach Witterungslage mal mehr, mal weniger. Gründe genug, einmal die Anfänge Revue passieren zu lassen.

„In Brühl haben früher alle Kinder ,an da Schachtel‘ das Schwimmen gelernt“, erinnerte sich Alt-Gemeinderat Hans Loos vor einigen Jahren. Deswegen hätten einige Gemeinderäte immer gegen den Bau eines Bades gestimmt, das immerhin schon vom ersten Kostenvor­anschlag aus 1958, als 350.000 Mark genannt wurden, auf über 1,5 Millionen Mark bei der Einweihung 1963 kam. „Aber sie vergaßen, dass an dem Altrheinarm schon viele Kinder ertrunken waren“, so Loos weiter, „denn es gab dort keinerlei Aufsicht.“ Viele Brühler Bürger hätten daher die Entscheidung des Gemeinderates begrüßt.

Freibad Einweihung

Am 29. Juni 1963 wurde das Brühler Freibad unter Beteiligung von viel Prominenz, darunter Landrat Dr. Valentin Gaa, Abgeordneter Emil Limbeck oder Bürgermeister Waibel aus Schwetzingen, und unter großer Beteiligung der Bevölkerung offiziell eröffnet. // Foto: Gemeindearchiv

Grundsatzentscheidung: „Gebautes“ oder Naturbad?

Aber diese Schilderung, die Loos anlässlich des 40. Geburtstages vor 20 Jahren verfasst hat, zeigt auf, dass es wohl eine muntere kommunalpolitische Diskussion war. Die Akten im Gemeindearchiv legen das nahe. Es begann mit einem Angebot des jungen Ingenieurs Karnatz aus Trier: Für alles in allem 350.000 Mark wollte er in dem „ganz neuen Mammut-Bäderbauverfahren“ ein großes Schwimmbecken errichten. Mit einer ersten „Informationsfahrt“ nach Waldkirch in den Schwarzwald, wo Karnatz tätig gewesen war, machte sich der Brühler Gemeinderat ein Bild von seiner Arbeit. Zunächst war er auch der Favorit des Bürgermeisters Alfred Körber – wohl bis Georg Schweikert sen. auf den Plan trat und sein „Kiesbaggerloch“ im Rohrhofer Rheinfeld, etwa dort, wo derzeit der Hochwasserdamm ertüchtigt wird, anbot. 1959 schien der Gemeinderat angesichts recht geringer Kosten dieses „Naturbad“ zu bevorzugen.

Freibad Schimmele

Als Glücksbringer sprangen Erich Schimmele, Bauarbeiter der Firma Langlotz, und Günter Wallerab, Bauarbeiter bei der Firma Ganz, im Rahmen der Eröffnung 1963 „in Frack und Zylinder“ ins kühle Nass. // Foto: Gemeindearchiv

Standortentscheidung für den „Schrankenbuckel“

Warum in der Folge etliches Gelände aufgekauft wurde zwischen Brühl und Rohrhof und warum dann doch 1960 die Mannheimer Gesellschaft für Kläranlagenbau (GfK) um ihren Gründer Wilhelm Kuhn, die damals schon im Kanal- und Kläranlagenbau in der ganzen Region erfolgreich tätig war, mit der Planung eines Bades an der heutigen Stelle zwischen Brühl und Rohrhof beauftragt wurde, geht nicht aus den Akten hervor. „Ich gehe davon aus, dass das Freibad für die damaligen Entscheider ein weiterer Teil der ,Neuen Mitte‘ in Brühl neben der auch in dieser Zeit entstehenden Schillerschule und verschiedenen Sportanlagen (Stadion und Sporthalle) sein sollte“, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck: „Es gab auch ein städtebauliches Gutachten für die ,Neue Mitte‘.“

Freibad Körber/Möller

Für Bürgermeister Alfred Körber war das Freibad ein Vorzeigeprojekt, hier im Jahre 1964 mit dem späteren Finanzminister Alex Möller (links), im Hintergrund Bäderleiter Herbert Montag. // Foto: Gemeindearchiv

Mit der Brühler Tiefbau-Firma Anton Langlotz GmbH stand auch rasch die ausführende Firma fest. Nach einer weiteren Informationsfahrt in kommunale Freibäder im Jahre 1960 ins Kinzigtal wurde tatsächlich Beschluss gefasst, 1961 wurde der Bau beantragt und genehmigt, am 12. Oktober 1961 begann der Bau auf dem 32.000 qm großen Areal mit berechneten Kosten von 1 Million D-Mark, die dann bei Fertigstellung im Frühjahr 1963 auf 1,5 Millionen angewachsen waren. Bemerkenswert ist, dass auch die amerikanischen Streitkräfte beim Aushub der Becken halfen.

Mit dem Freibad wurde die erste der später zahlreichen öffentlichen Einrichtungen Am Schrankenbuckel geschaffen. Mit dem neuen Schul- und Sportzentrum ging es in den 60er Jahren dann weiter und schließlich wurden das „Alfred-Körber-Stadion“ und ein Hallenbad errichtet. Seit 1962, also schon vor der Eröffnung, leitete Herbert Montag, zunächst nur mit einem Helfer, das Freibad und musste die beiden Bäder nach 34 Jahren Dienstzeit mit seiner Pensionierung 1996 an seinen Sohn Bruno übergeben, der ebenso wassersportbegeistert ist wie sein Vater. Mit der Pensionierung Bruno Montags 2017 endete die Ära Montag und mit Patrick Berndt trat ein in Mannheim ausgebildeter, versierter Schwimmmeister seine Nachfolge an.

Freibad Stammgäste

Die treuen Stammgäste, die bei jedem Wetter schwimmen, hier ein Gruppenfoto beim 25-jährigen Jubiläum 1988. // Foto: Gemeindearchiv

Umfassende Sanierung 1985/86

Nach 20 Jahren Betrieb waren nicht nur die gefliesten Becken in die Jahre gekommen und wurden sukzessive durch die pflegeleichten Edelstahlbecken ausgetauscht. Vor allem die Schwimmbadtechnik von der Wärmezufuhr aus der Schillerschule, über die Filter- und Desinfektionsanlage bis hin zu den Sanitär- und Umkleideräumen wurden 1985/86 saniert. Dieses Projekt kostete den Brühler Gemeindehaushalt über drei Millionen Mark. Damals wurde auch die erste Riesen-Wasserrutsche eingebaut, die inzwischen schon wieder erneuert wurde.

Freibad Rutsche alt

So sah die erste Rutsche im Jahre 1963 aus, und es gab eine wasserseitige Verbindung zwischen Nichtschwimmern und Schwimmern über eine Brücke, die 1986 abgebaut wurde. // Foto: Gemeindearchiv

Freibad Rutsche neu

Die neue 67 Meter lange Rutsche ist eine der Attraktionen im Brühler Freibad. // Foto: Gemeindearchiv

In den Folgejahren wurden kleinere Investitionen vorgenommen, wie etwa die Auswechslung der drei Durchschreitebecken ebenfalls in Edelstahl, eine erweiterte Kiosk-Terrasse, eine solarunterstützte Warmwasserbereitung oder die Sanierung der Sanitärräume und die zusätzlichen Toiletten bei dem ebenfalls erneuerten Kinderplanschbecken. Seit das Schulzentrum 1991 an die Fernwärme angeschlossen wurde, brauchen die Brühler auch kein schlechtes „Umwelt-Gewissen“ haben, wenn sie an nicht ganz so warmen Tagen das Wasser mit viel Energie aufheizen. Dennoch soll Energie gespart werden, deswegen wurde in den letzten Jahren die gesamte elektrische Anlage und Steuerung erneuert. Neue stromsparende Pumpen sollen 2023/24 eingebaut werden. In der Corona-Zeit nahm die schon länger anstehende Digitalisierung des Zutrittsbereichs Fahrt auf und es wurde auch ein zweiter, rein digital betriebener Eingang vom Hallenbad-Parkplatz her geschaffen.

Viele Familien aus Brühl und aus der Metropolregion mit Schwerpunkt Ludwigshafen, Mannheim und Schwetzingen, sportliche Schwimmer des Schwimmvereins „Hellas“ und die vielen Schulklassen und „Ferienschwimmer“ besuchen gerne das stets gepflegte Freibad, und daneben gibt es treue „Stammgäste“ aus Brühl, Schwetzingen und Umgebung, bei denen die wunderschöne Badanlage fast zum Tagesablauf gehört. Während sie die vergünstigten Saisonkarten nutzen, sind es vor allem die Einzelgäste, die bei gutem Wetter für Umsatz im Bad und in dem Kiosk von Britta Fassner sorgen.