Kinderferienprogramm: Jeder Mensch ist cool – auch mit Handicap
Traditionell macht es sich das Netzwerk Brühl beim Ferienprogramm zur Aufgabe, Kindern die Gelegenheit zu geben, sich in verschiedene Situationen von Menschen mit körperlicher Einschränkung hineinzufühlen. Dass hierbei der Spaßfaktor bei Weitem nicht zu kurz kommt, zeigt, dass einige der 15 Kinder zum wiederholten Mal an dieser Veranstaltung teilgenommen haben.
Nach einer kurzen Begrüßung – „Guten Morgen“ in Gebärdensprache – durch Rudi Bamberger, Behindertenbeauftragter von Brühl, konnten sich die Kinder und Jugendlichen kurz vorstellen und berichten, was sie an dieser Thematik besonders interessiert.
Die Helfer vom Netzwerk Brühl hatten bei der Veranstaltung willkommene Hilfe von Günter Hanke aus Schwetzingen, der selbst erblindet ist und seine Erfahrungen aus erster Hand weitergeben konnte. Weitere Unterstützung kam von Elizabeth Cordes aus Trierweiler.
In drei Gruppen mit jeweils fünf Kindern konnten an drei Stationen verschiedene Einschränkungen erfahrbar gemacht werden. Mit Hilfsmitteln wie Brillen, die das Sehvermögen einschränken, und Blindenstöcken wurden verschiedene Situationen von sehschwachen oder blinden Menschen nachempfunden. Auch die Blindenschrift wurde vorgestellt. Die Kinder durften die Brailleschrift ertasten. Sie erfuhren, dass Louis Braille, der selbst mit drei Jahren erblindet ist, diese Blindenschrift im Alter von fünfzehn Jahren erfunden hat und die heute weltweit Anwendung findet. Auch konnten sie mit Lego nachgebildete Buchstaben ertasten. Auch wie Blinde verschiedene Münzen ertasten können, war ein Thema. Hier spielen die Größen der Münzen und die Art der Münzränder mit ihren Zacken und Einkerbungen eine tragende Rolle.
Besonderen Spaß hatten alle bei der Essensreichung. Einem Blinden das Essen zu reichen, ist nicht ganz leicht, und oft landete der Joghurt auch nicht im Mund des Spielpartners, dem die Augen verbunden wurden. Auch hier waren Einfühlungsvermögen und Geduld gefragt.
Wie anstrengend eine Unterhaltung bei Schwerhörigkeit oder Taubheit sein kann, zeigte sich den Kindern beim Lippenlesen oder der Pantomime. Eindeutiger ist hier die Gebärdensprache und so wurde mit Hilfe dieser Technik eifrig probiert den eigenen Namen zu buchstabieren.
Highlight der Veranstaltung war wie immer der Umgang mit dem Rollstuhl. Bei schönem Wetter wurden von den Kindern im Freien viele Hürden überwunden. Ein kleiner Randstein konnte da bereits ein großes Hindernis darstellen.
Wegen plötzlichen Starkregens musste bei der letzten Gruppe improvisiert werden. Hier galt es dann, anstatt der anstrengenden Fahrt über die Wiese eine Tasse Wasser mit dem Rollstuhl zu transportieren. Auch zeigte die Erfahrung den Kindern, dass so manche Fahrt vor einer Tür enden kann, wenn keine Hilfe kommt.
Zum Abschluss dankte Rudi Bamberger allen Helfern, die diese Veranstaltung unterstützen und somit einen wertvollen Beitrag zur Inklusion und zum menschlichen Miteinander leisten. Die Kinder durften noch einmal sagen, was ihnen gefallen hat und welche Eindrücke sie mitnehmen. Einziger Kritikpunkt war, dass die dritte Gruppe wegen des Regengusses ihren Rollstuhl-Parcours nicht im Freien absolvieren konnte. Auch die Eltern, die zur Abschlussbesprechung dazukamen, waren begeistert, wie konzentriert die Kinder bei der Sache waren.
Trotz des vielen Spaßes war den Kindern die Ernsthaftigkeit des Themas bewusst. Sie werden wahrscheinlich die Einschränkungen ihrer Mitmenschen zukünftig mit anderen Augen betrachten und vielleicht auch ihre Hilfe anbieten.